Trailtauben vs. Stadttauben
Meinen ersten animalischen Körperkontakt als Läufer hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Irgendwie so klischeemäßig. Schlecht erzogener Hund verfolgt Jogger, der rettet sich mit einem Sprung ins Wasser oder so. Vielleicht auf Wespenstich und drei Wochen Zwangspause. Kam dann aber anders. Am Mittwoch war es so weit. Habe auf einem Trail-Abschnitt eine Taube gerammt. Wir sind beide einigermaßen erschrocken, aber ohne äußerliche Schäden davon gekommen. Trailtauben sind offenbar anders drauf als Stadttauben.
Auf Tiere trifft man ja als Läufer immer wieder. In Stadtnähe bevorzugt Hunde beim Gassigehen, klar. Versteht mich nicht falsch. Ich habe keinen Schiss vor Hunden. Ich rechne auch nicht damit, jeden Moment angefallen zu werden. Aber wenn ich schon mit einem Tier zusammenstoße, dann doch am ehesten ein Hund. Oder vielleicht – wenn’s ganz blöd läuft – mit einem Pferd, dessen Reiter es nicht im Griff hat. Mal abgesehen von diesen kleinen Mücken, die man mit Gesicht und Sonnenbrille aufsammelt oder mal nem Schnakenstich. Das zählt irgendwie nicht.
Wer wie ich viel in der Natur unterwegs ist, hat optisch ja durchaus noch andere Begegnungen. Vor ein paar Tagen stand ein Reh direkt am Trail-Rand. Kleine Mäuse, Schmetterlinge, viele Schnecken auf den Wegen. Alles ganz normal, aber alles kontaktfrei. Bis diese Taube kam.

Gesehen habe ich die Taube schon aus einiger Entfernung. Saß seelenruhig mitten auf dem (schmalen und menschenleeren) Trail und hat gepickt. Sie hatte ja auch noch genug Zeit, um sich zu verkrümeln. Ich also ungerührt im gleichem Tempo weitergelaufen. Selbst als ich nur noch wenige Schritte weg war, habe ich mir keine Gedanken gemacht.
Ihr kennt ja sicher alle diese Stadttauben, die ganz relaxed mit einem gezielten Flügelschlag vor einer 15 Zentimeter entfernten Straßenbahn flüchten und dann so tun als wäre nix gewesen. Die Viecher, die nichtmal hinschauen, wenn man in der Fußgängerzone näher kommt, und die trotzdem dem Tritt eines jungen Rotzlöffels jedes Mal ausweichen können.
So eine war meine Trailtaube nicht.
Ich habe mich so sehr auf die Flucht-Skills der Taube verlassen, dass ich den Point-of-no-return irgendwie überschritten habe. Und sie hat sich wohl drauf verlassen, dass ich das schon regeln werde. Tja, und irgendwann kam dieser ungemütliche Moment, in dem es nur noch links oder rechts gibt. Für beide. Chance 50:50. Ich bin nach rechts ausgewichen. Die Trailtaube nach links. Sekundenbruchteile später ist sie an meinem Schienbein aufgeschlagen.
Wir haben uns beide etwas verdutzt angeschaut. War leider zu verdutzt, um noch schnell ein Foto zu machen. Dann hat sie sich geschüttelt und ist muffig weggeflogen. Meine Premiere hätte also durchaus unangenehmer ausfallen können (Stichwort Hund). Aber wenigstens habe ich’s hinter mir. Wie sieht’s denn bei Euch aus? Hattet ihr auch schon tierische Begegnungen beim Laufen?